
Nach jahrelanger, hemmungsloser Flächenversieglung haben offenbar auch der Bauernverband und die Landesregierung das Problem der Bodenversieglung erkannt. Ein Ergebnis ist die Kampagne „Stoppt Landfraß“ des Deutschen Bauernverbandes. „Grundsätzlich unterstützen wir das Anliegen, sich intensiv mit dem andauernden Flächenverbrauch vor allem an wertvoller landwirtschaftlicher Nutzfläche auseinander zu setzen“, erklärt dazu der agrar- und umweltpolitische Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag, Dr. Frank Augsten. „Wenn der Bauernverband jedoch die sogenannten Ausgleichs- und Ersatzflächen im Naturschutz als das Hauptproblem benennt, verkennt er das Problem und verschließt sich echten Lösungsansätzen.“ Dies belegen Zahlen zum Entzug von landwirtschaftlicher Fläche durch Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen aus der Großen Anfrage von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Ländlichen Raum. Demnach wurden in den vergangenen 20 Jahren rund 4000 Hektar Acker- und Grünland in neue Biotope umgewandelt. Davon waren mehr als 2400 Hektar weiterhin landwirtschaftlich nutzbar, 420 Hektar wurden erstaufgeforstet. Der Verlust landwirtschaftlicher Fläche für Areale, die ausschließlich dem Naturschutz unterliegen, beläuft sich laut Landesregierung auf etwa 740 Hektar. „Es ist bedauerlich, dass der Bauernverband, wie in den vergangenen Jahren, die eigentlichen Verursacher für die Flächenversieglung bewusst oder unbewusst verschweigt: nämlich Gewerbegebiete, Siedlungsneubau und Verkehrsinfrastruktur“, sagt Augsten. Für die bündnisgrüne Landtagsfraktion besteht kein Zweifel daran, dass die die Versieglung von Flächen naturschutzfachlich ausgeglichen werden muss. „Das gilt insbesondere für die Zerstörung naturschutzfachlich wertvoller Biotope, die nach dem Prinzip des funktionalen Ausgleichs an anderer Stelle neu zu entwickeln sind. Ebenso muss die Naturausstattung in Regionen mit ausgeräumten Landschaften verbessert werden. Über den Vorschlag des Umweltministers Jürgen Reinholz, in bestimmten Fällen die Möglichkeit des finanziellen Ausgleichs zu prüfen, würde ich gern diskutieren. Schließlich fehlen uns bereits heute die Mittel, um neu geschaffene Biotope fachgerecht zu pflegen“, so Augsten abschließend.