
Der Anteil an männlichen Erziehern in unseren Kindereinrichtungen stieg in Thüringen im letzten Jahr von drei auf 3,4 Prozent, 3,2 Prozent sind es im Bundesdurchschnitt.
„Auch wir freuen uns, dass es mittlerweile immerhin 429 männliche Erzieher gibt. Allerdings darf der Anstieg auf niedrigem Niveau nicht darüber hinweg täuschen, dass es noch immer nachvollziehbare Gründe gibt, die davon abhalten, den wichtigen Beruf des Erziehers zu ergreifen. So fehlt es beispielsweise an Anerkennung und Wertschätzung und die Verdienstmöglichkeiten sind noch immer erschreckend gering“, so Astrid Rothe-Beinlich, bildungspoltische Sprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen.
Fakt ist, dass der Verdienst nach einer fünfjährigen Ausbildung kaum genügt, um davon leben oder gar eine Familie ernähren zu können. Hinzu kommen fehlende Aufstiegschancen und Vorurteile.
„Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Tätigkeit ‚ErzieherIn‘ nach wie vor weitgehend als Frauenberuf gilt und dessen Image nicht annähernd dem entspricht, was Erzieherinnen und Erzieher täglich in der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung leisten. Grundsätzlich erfahren Bildung und Erziehung in Deutschland nicht die notwendige Wertschätzung und Anerkennung. Hinzu kommt mitunter eine Skepsis gegenüber männlichen Erziehern. Die Angst vor Missbrauch begegnet Männern in diesem Beruf beispielsweise sehr viel häufiger als Frauen“, gibt die Grünenpolitikerin zu bedenken.
„Entscheidend sind hier unter anderem eine gendersensible Ausbildung und zudem der Mut, Rollenbilder grundsätzlich zu hinterfragen. So werben wir dafür, bei den Ausbildungseinrichtungen, die Erhöhung des Männeranteils als Querschnittsaufgabe zu verankern und männliche Erzieher sichtbarer zu machen“, so Rothe-Beinlich weiter.
Die EU fordert bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent an männlichen Erziehern. „Von selbst wird dies allerdings nicht kommen. Dass sich Thüringen an einem ESF-geförderten Modellprojekt beteiligt, ist ein erster Schritt. Darauf dürfen wir uns allerdings nicht ausruhen“, schließt die bündnisgrüne Bildungspolitikerin.