TA-Artikel: Ermittler: Vorwürfe zu Schweinebetrieb „Gut Thiemendorf“ nach Razzia erhärtet

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Polizeiwagen im Einsatz

Schöngleina. Nach der zweitägigen Razzia in der Schweinezucht „Gut Thiemendorf“ im Saale-Holzland-Kreis haben sich die Vorwürfe für die Ermittler erhärtet. Bis abschließende Ergebnisse vorlägen, könne aber noch einige Zeit vergehen, erklärte am Donnerstag die Sprecherin des Landeskriminalamtes, Tina Büchner. Dazu stünden umfangreiche Untersuchungen von Kadavern, Medikamenten sowie Wasser- und Futterproben an. Zudem müssten Akten und Datenträger ausgewertet werden. Der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Helmut Gumpert, forderte eine „objektive und zügige Aufklärung“. Bis dahin gelte aber für den Betrieb und dessen Verantwortliche die Unschuldsvermutung.

Ermittelt wird den Angaben zufolge gegen Verantwortliche des Betriebes und den zuständigen Tierarzt wegen Verstößen gegen den Tierschutz und das Arzneimittelgesetz. So sollen Tiere „unsachgemäß getötet“ worden sein. Insgesamt liegen fünf Anzeigen vor. In einem Betriebsteil sollen die Tiere über Tage nicht betreut worden sein.

Den Angaben nach fanden die Ermittler bei der Durchsuchung etliche Tiere, die so sehr vernachlässigt waren, dass sie getötet werden mussten. Zusammen mit etlichen Tierleichen aus einem Kadaverhaus im Betriebsteil Schöngleina wurden mehr als 140 Ferkel beschlagnahmt und zur weiteren Untersuchung ins Landesamt für Verbraucherschutz nach Bad Langensalza gebracht. Außerdem wurden 50 Futter- und Wasserproben genommen, die genauer analysiert werden. Dabei geht es um die Frage, ob Medikamente richtig verabreicht wurden. Zur Art der Medikamente wollte das Landeskriminalamt keine Angaben machen.

Laut Amtstierarzt Stefan Suhrke ist der Schweinebetrieb ein Schwerpunkt für die Veterinärbehörde und werde weiter verstärkt kontrolliert. „Wir waren im vergangenen Jahr so häufig dort wie in keinem anderen Landwirtschaftsbetrieb im Landkreis.“ Allerdings stießen die Behörden an personelle Grenzen. In der Vergangenheit seien bereits umfangreiche Auflagen erteilt worden - etwa, um Zuchtsauen mehr Platz zu verschaffen.

Den Grünen im Landtag gehen die bisherigen Kontrollen und Regelungen nicht weit genug. Sie wollen den Fall nun zum Thema im Agrarausschuss machen. „Es kann nicht sein, dass in den betroffenen Betrieben immer wieder Kontrollen stattfinden, klare Auflagen zur Behebung von Missständen gestellt werden, die Tierquälerei aber weitergeht“, erklärte Grünen-Agrarexperte Roberto Kobelt. Auch die Schließung wiederholt auffälliger Betriebe dürfe kein Tabu sein.

Ein solcher Schritt sei im Moment im Fall von „Gut Thiemendorf“ nicht geplant, erklärte Suhrke. Es würden aber weiterhin Verfügungen erlassen, um Missstände abzustellen. Ansonsten müsse das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abgewartet werden. Auch ein Gericht könne ein Tierhaltungsverbot aussprechen.