
In der anhaltenden Debatte um die Folgen des Winters für die Straßen und deren Reparatur fordert die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein Umdenken.
„Die Landesregierung sollte angesichts der Winterpause und den Rufen der Kommunen nach Landesgeldern für ihre Schlaglöcher eine Weiterbildungsoffensive in Sachen Winterdienst starten“, sagt Jennifer Schubert, verkehrspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion. „Dass viel Salz nicht immer viel hilft, zeigt folgendes Aha-Erlebnis: Auf einer fest getrampelten Schneedecke lässt es sich besser fahren und laufen als auf einer durch Streusalz und Schnee entstandenen dünnen Schmierschicht. Die Winterdienste des Landes und der Kommunen sollten daher sehr viel differenzierter mit dem Streusalz umgehen.“
Unverständlich findet Schubert auch die Ignoranz der umwelt- und gesundheitsschädigenden Wirkungen großer Mengen von gestreutem Salz: „Die Gehölze am Straßenrand nehmen das Salz auf, wachsen infolge der Salzfracht langsamer, verlieren schneller ihre Blätter oder sterben ganz ab. Menschen im Straßenverkehr atmen über das Spritzwasser verbreitete giftige Salz-Aerosole ein.“
Vor dem Hintergrund der Schlaglochdebatte mahnt Schubert: „Die Straßenschäden wären geringer, wenn weniger gestreut wird.“ Brücken aus Stahlbeton rosten durch Salz schneller. Auf den Straßen erzeugt Salz Spannungsrisse, die den Belag im Laufe der Zeit sprengen. Weniger Salz entlastet demzufolge die Kassen von Kommunen und Land zweifach: beim Kauf von Streugut und beim Flicken der Schlaglöcher. „Weniger ist mehr. Das gilt auch für den Einsatz von Streusalz auf Thüringens Straßen“, fasst Schubert abschließend zusammen.
Andere schneereiche Länder machen es vor: In Finnland, der Slowakei und Österreich wird weniger Salz gestreut als in Deutschland. Dort setzt man auf angepasste Fahrweise und Winterreifen. Nur an steilen oder unübersichtlichen Stellen wird Salz gestreut.