
Anlässlich der heutigen Ökolandbau-Flurfahrt in Westthüringen erklärt Dr. Frank Augsten, agrar- und umweltpolitischer Sprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen: „Hier kann sich Minister Jürgen Reinholz von der ausgezeichneten Arbeit der Branche überzeugen. In der Tat hat sich der Ökolandbau in Thüringen in den letzten 20 Jahren gut entwickelt – allerdings stagniert zurzeit die Umstellung von der konventionellen auf die ökologische Produktion. Angesichts der zunehmend auseinanderklaffenden Lücke zwischen Erzeugung und Nachfrage ist der Sillstand bei der Umstellung nicht hinzunehmen,“ kritisiert Augsten und sagt weiter: „Abgesehen davon, dass durch die damit verbundenen verstärkten Importe von Bioprodukten Wertschöpfung im Freistaat verloren geht, darf die positive Ökobilanz von Produkten mit langen Transportwegen durchaus in Frage gestellt werden.“ Die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sieht für die gegenwärtige Situation drei wesentliche Ursachen: Zum einen würden eine Reihe umstellungswilliger Betriebe durch das monatelange Hin und Her des Agrarministeriums bezüglich der Weiterführung der Umstellungsförderung verunsichert und haben von ihren Plänen Abstand genommen. Zum zweiten kompensierten die in Thüringen gewährten Ökoprämien in keiner Weise die steigenden Pacht- und Bodenpreise infolge der zunehmenden Flächenkonkurrenz, was den Ökolandbau zum Beispiel gegenüber der Energieerzeugung unattraktiv macht. Und zum dritten fehle der Branche offensichtlich der Mut, sich vom Bratwurstimage des Freistaates zu lösen. „Ministerium und der Ökolandbau-Förderverein Ökoherz setzen aus meiner Sicht zu sehr auf die Bio-Bratwurst als Thüringer Öko-Leit-Produkt. Dabei haben viele Versuche in den letzten zwei Jahrzehnten gezeigt, dass ökologisch erzeugtes Fleisch durch die strengen Tierschutz- und Fütterungsvorschriften so teuer ist, dass es als Grundnahrungsmittel nicht mehr zu bezahlen ist. Hier ist der Ökolandbau eigentlich der Vorbote für eine wichtige Lebensstil-Strategie: Die Orientierung auf eine überwiegend vegetarische Ernährung mit wenig, dafür aber tiergerecht erzeugtem und hochwertigem Fleisch. Das sollte sowohl in der Öffentlichkeitsarbeit als auch bei den Leit-Produkten deutlicher herausgestellt werden“, so Augsten abschließend.