Reinholz-Kampagne zur Tierhaltung lässt viele Fragen offen

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Grundsätzlich ist jede Initiative, die die landwirtschaftliche Urproduktion sowie Lebensmittelverarbeitung und damit die Grundlagen unserer Ernährung ins öffentliche Bewusstsein rücken, zu begrüßen. Einkaufs- und Ernährungsverhalten weiter Teile der Bevölkerung zeigen den großen Handlungsbedarf in diesem Bereich. Insofern scheint die von Agrar- und Umweltminister Jürgen Reinholz initiierte Kampagne „Moderne Tierhaltung“ auf den ersten Blick auch unterstützenswert. „Wie so oft haben wir auch in diesem Bereich ein Definitions- und Abgrenzungsproblem. `Moderne Tierhaltung` klingt gut – wir möchten von Herrn Reinholz allerdings ganz klar wissen, welche Standards für welche Tierarten aus seiner Sicht gelten sollen,“ erklärt dazu der agrar- und umweltpolitische Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag, Dr. Frank Augsten. „Wenn aus seiner Sicht `modern` bedeutet, dass in Anlagen eine so große Anzahl von Tieren gehalten wird, dass diese zum Beispiel im Brandfall nicht evakuiert werden können, dann haben wir schon an dieser Stelle ein Problem.“ Die Landtagsfraktion von Bündnis90/Die GRÜNEN verweist in diesem Zusammenhang auf den Koalitionsvertrag der CDU und der SPD, der sich zu einer flächendeckenden Landwirtschaft im Freistaat bekennt. „Herr Reinholz kann nicht beides bekommen: den Erhalt der kleineren, weniger rentablen Tierhaltungsanlagen, die in strukturschwachen ländlichen Gegenden oft die wichtigsten Arbeitgeber sind und gleichzeitig große industriell geführte Intensivanlagen mit vielen Tausenden Tieren. Es ist ein Märchen, dass die geplanten großen Anlagen zum Beispiel im Schweinebereich Importe ablösen – diese Großbetriebe werden kleine Anlagen in Thüringen zum Aufgeben zwingen. Das betrifft insbesondere solche, die zum Beispiel durch Stroheinstreu und hohen Tierkomfort relativ tiergerecht wirtschaften und dadurch höhere Produktionskosten haben“, so Augsten weiter. „Dem eigentlichen Anliegen seiner Kampagne erweist der Minister mit der Verteidigung der industriemäßigen Tierhaltung somit einen Bärendienst.“