Biosprit nicht die Ursache für Hunger auf der Erde

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Die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN warnt vor dem Hintergrund der Hungerkatastrophe am Horn von Afrika davor, landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion und Energiepflanzennutzung gegeneinander auszuspielen. „Wer sich mit dem Hunger auf der Erde intensiv beschäftigt, weiß, dass dieser am allerwenigsten mit mangelnden Nahrungsmitteln zu tun hat“, sagt der agrarpolitische Sprecher, Dr. Frank Augsten. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die global erzeugte Kalorienzahl pro Mensch stärker als die Bevölkerung gestiegen. „Die weltweiten Agrarprodukte würden ohne Probleme ausreichen, um alle Menschen mehr als satt zu bekommen“, betont Augsten. Dennoch wächst mit der zunehmenden Intensität der Landwirtschaft und der steigenden Lebensmittelproduktion die Zahl der Hungernden, die mit über einer Milliarde weltweit einen vorläufigen traurigen Höhepunkt erreicht hat. „Auffällig ist, dass sich das Hungerproblem besonders dort verschärft, wo gute landwirtschaftliche Bedingungen herrschen und Agrarprodukte exportiert werden“, sagt Augsten. „Es ist offensichtlich: Die Menschen hungern nicht, weil es an Nahrungsmitteln fehlt, sondern weil sie aufgrund ihrer Armut keinen Zugang zu den vorhandenen Lebensmitteln haben.“ Die Industrie-Länder verursachen diese Armut durch „preiswerte“ Konsumartikel-Importe mit. „Zudem tritt Hunger vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern auf, in denen hochsubventionierte Agrarüberschüsse aus Europa und den USA Bauern zur Produktionsaufgabe gezwungen haben“, sagt Augsten. Beispielsweise haben die Bauern in Mexiko vor Jahren den Anbau von Mais eingestellt, weil dieser billig aus den USA kam. Aufgrund des dortigen Biospritbooms sind die Maisimporte gesunken, die Versorgung der mexikanischen Bevölkerung mit Mais aus den USA kam fast zum Erliegen. „Anstatt die Biospritproduktion in den USA aufzugeben, sollte in Mexiko endlich wieder Mais angebaut werden“, so Augsten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN halten Biosprit und Biomasse trotz allen bestehenden Verbesserungsbedarfs für dringend nötige Technologien, um unabhängiger von Erdöl, Kohle und Uran zu werden. „Und wenn wir schon über Flächenkonkurrenzen diskutieren, dann sollten wir eines nicht vergessen: Mittlerweile benötigen wir die Hälfte unserer Ackerfläche für die Versorgung der Tierbestände.“ Aus durchschnittlich sieben Kilogramm Getreide entsteht so ein Kilogramm Fleisch. „Dafür importieren im zunehmenden Maße Viehfutter – gerade aus Ländern, in denen Hunger herrscht, der mit selbstproduzierten Agrarprodukten eingedämmt werden könnte“, so Augsten. „Mit einer größeren Aufmerksamkeit bei unserem Konsum könnten also wesentliche Ursachen für den weltweiten Hunger reduziert werden.“