Projekt sichere Herkunftsstaaten ist massiver Angriff auf das Grundrecht auf Asyl

Kein Mensch ist illegal

Astrid Rothe-Beinlich fordert sichere Fluchtwege und Ablehnung der Thüringer Landesregierung im Bundesrat

Angesichts der aktuellen Verhandlungen der Länder rund um das Vorhaben der Bundesregierung, die Westbalkanländer zu sicheren Drittstaaten zu erklären, fordert die grüne Flüchtlingspolitikerin Astrid Rothe-Beinlich die Thüringer Landesregierung auf, dem Vorhaben im Bundesrat eine Absage zu erteilen. Rothe-Beinlich erklärt dazu:
 
"Das sogenannte Projekt sichere Herkunftsstaaten ist ein massiver Angriff auf das Grundrecht auf Asyl. Eine Zustimmung zu diesem Vorhaben dürfen sich die Bundesländer auch nicht durch halbgare Zusagen bezüglich der Verbesserung der Situation von Asylsuchenden erkaufen lassen“, fordert Rothe-Beinlich.

Aus Sicht von Rothe-Beinlich handelt es sich hierbei um eine Gretchenfrage in der Flüchtlingspolitik. Die Thüringer Landesregierung müsse Farbe bekennen, wie man es künftig mit der Flüchtlingspolitik halte. Zu dieser Frage hat die Abgeordnete auch eine Kleine Anfrage zum Abstimmverhalten der Landesregierung auf den Weg gebracht.

„Auslöser für die Asylrechtsverschärfung war und ist offenbar einzig das Interesse, Flüchtlinge schneller abschieben zu können, statt darüber nachzudenken, wie legale Fluchtwege eröffnet und Rassismus und Diskriminierung weltweit bekämpft werden können“, wirft die Thüringer Grünenpolitikerin CDU und SPD vor und fordert klare Aussagen der Thüringer Politik zu dieser anstehenden Entscheidung.

„Mit dem Gesetzesvorhaben leistet die große Koalition im Bund einmal mehr rassistischer Stimmungsmache Vorschub und macht sich mitschuldig an der Entrechtung ohnehin diskriminierter Minderheitenangehöriger, statt verantwortungsvoll Integrationspolitik voranzutreiben“, so Rothe-Beinlich weiter.

Im Bundestag haben außerdem bereits 35 Abgeordnete der SPD-Fraktion in schriftlichen Erklärungen zu ihrem Abstimmverhalten dargelegt, dass sie die Argumente für das Gesetz nicht teilen und dem Vorhaben einzig aus Koalitionsräson folgen.

"Ein solches Vorgehen ist ein Armutszeugnis. Wir jedenfalls erwarten von der Thüringer SPD ebenso wie von der CDU, dass sie sich inhaltlich in dieser Frage positionieren und gemäß ihrer Überzeugung abstimmen", stellt die grüne Flüchtlingspolitikerin klar.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN befürchten ebenso wie Pro Asyl und andere Flüchtlingsverbände, dass mit dem Gesetz das Asylrecht immer mehr auf die schiefe Bahn gerät. "Die Menschenrechtssituation in den Westbalkanstaaten lässt aus unserer Sicht eine Einstufung als sicheres Herkunftsland nicht zu", so Rothe-Beinlich.

Es stehe zu befürchten, dass mit der Änderung die Schutzpflicht für die Betroffenen nicht mehr gewährleistet ist. Damit sei das Gesetz auch nicht EU-konform. "Zudem werden aus unserer Sicht die Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts zur Einstufung von Staaten als sichere Herkunftsländer mit den Füßen getreten", schließt Rothe-Beinlich.

Die Grünen Gutmenschen wieder....
Bin aktiver Ehrenamtler in der Flüchtlingshilfe und ich sehe das anders. Diese Balkanländer sind sicher. Behaupte man sie wären es nicht, könne man genauso Gut sagen das jedes Land ausserhalb der EU (selbst teils innerhalb der EU) nicht sicher wäre.
Man sollte sich vielleicht eher in der Frage Syrien & Irak positionieren und den Fokus auf diese richten. Ich könnte ihnen zahlreiche erschreckende Beispieledazu nennen. Zu gegenteiligen ebenso. So saß ich gestern mit einigen Leuten aus Mazedonien, Montenegro, Serbien, Bosnien znd dem Kosovo zusamm' und wir kamen kurz eben zu dem selben Thema. Diese Leute selbst meinten schon das es sicher wäre in ihrer Heimat.

Naja, Gutmenschen der oberen Ökomittelschicht....
Halt ich nix von!

Antwort auf von Gast

Gast – Kommentiert am 17. August 2014 08:48 Uhr

Sehr geehrter Unbekannter!

Basta! Wir, die Grünen, haben die reine, heilige Lehre. Für die Umsetzung sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landes- und Kommunalverwaltungen zuständig. Und Lücken im System können Sie im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Arbeit versuchen zu schließen. Wenn Probleme im Rahmen der Betreuung von Migrantinnen und Migranten, geflohenen Frauen und Männern auftreten, werden wir dies zu einem passenden Zeitpunkt im Parlament den dann sicherlich beschwichtigenden Regierungsparteien vorwerfen. Sie machen im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Arbeit nicht nur gute Erfahrungen? Sie sehen, dass für Migrantinnen und Migranten, geflohene Frauen und Männer verschiedener Herkunftsländer Respekt und Menschenwürde für Migrantinnen und Migranten, geflohene Frauen und Männer anderer Herkunftsländer sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen und gemeinnützigen Organisationen weniger zählen? Entschuldigung, aber es gibt keine sozialwissenschaftliche Studie, die solche Unterstellungen belegt.

Achtung, das war ironisch gemeint! Ich unterstütze die Positionen der Grünen, die ein selbstbestimmtes Leben für Migranten und Flüchtlinge in Thüringen fordern. Mir ist bewusst, dass sich die Grünen im Bund seit langem für ein „moderneres“ Einwanderungsrecht einsetzen. Aber all dies beinhaltet lediglich, eine andere Position im Rahmen einer parlamentarischen Entscheidungsfindung zu vertreten, als konservative Parteien. Wirklich „frischen Wind“ kann ich hier leider nicht erkennen. „Frischer Wind“ hieße für mich, dass man vollkommen neue Wege nicht nur vorschlägt, sondern auch Vorstellungen hat, wie neue Ideen umgesetzt werden sollen. Und dass man die Umsetzung aktiv überwacht oder gegebenenfalls sogar aktiv an ihr mitarbeitet. Ich bin mir nicht sicher, ob wissenschaftliche Studien allein zur Begründung neuer Wege ausreichen. Sollten nicht Erfahrungen – auch negative Erfahrungen – der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen und gemeinnützigen Organisationen, der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen und in Entscheidungsfindungen einbezogen werden? Und muss man Personen, die nicht nur über die positiven Seiten der Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen berichten, Böswilligkeit und Rückwärtsgewandtheit unterstellen? Ich bin der Meinung, dass Ihre Antwort auf die Meinung des „unbekannten Gastes“ so interpretiert werden kann: als dogmatisch und besserwisserisch im Stile der Basta!-Politik eines ehemaligen Bundeskanzlers.

Auch ich möchte aus beruflichen Gründen meinen Namen an dieser Stelle nicht angeben. Sie ihn jedoch über die hinterlegte E-Mail-Adresse abrufen. Ich bin seit einiger Zeit mit dem Themengebiet beschäftigt und etwas verwundert darüber, dass sich trotz verschiedener Presseberichte zum Thema Kapzitätserweiterungen in Landesaufnahmeeinrichtungen, kaum ein Politiker die Zeit genommen hat, sich vor Ort über die Umsetzung zu informieren.

Sehr geehrter Gast (leider geben Sie sich ja nicht zu erkennen),

uns verwundert eher, wie Sie darauf kommen, zu behaupten, die Westbalkanländer seien sicher. Gerade Minderheiten sind dort tagtäglich Diskriminierung ausgesetzt. Insbesondere nach der schweren Flut im Frühjahr hat sich ihre Situation weiter dramatisch verschlechtert.

Pro Asyl hat zu der Frage ein umfangreiches Gutachten erstellt - dieses ist hier nachlesbar:
http://www.proasyl.de/de/presse/detail/news/von_wegen_sichere_herkunfts…
Wir schließen uns diesem vollumfänglich an.

Im Übrigen halten wir es nicht für hinnehmbar, Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft gegeneinander auszuspielen.
Die Würde des Menschen ist nicht relativierbar.

Daher bleiben wir bei unserer Auffassung!

Astrid Rothe-Beinlich