
Zur aktuellen Debatte rund um die Einführung einer Frauenquote in Wirtschaft, Politik und auch im Wahlrecht erklärt Astrid Rothe-Beinlich, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag und der Bundespartei:
„Der Erfolg der Frauenquote gab und gibt uns recht – in keiner anderen Fraktion und Partei sind so viele Frauen präsent und gestalten aktiv die Politik auf allen Ebenen mit. In der aktuellen Debatte um Frauenquoten in der Wirtschaft sind wir deshalb auch am glaubwürdigsten.“
Im Mai 1986 wurde auf dem grünen Bundesparteitag in Hannover das Frauenstatut zum universalen Bestandteil der Parteisatzung. Die darin manifestierte Mindestquotierung von 50 Prozent zeigt, dass es BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ernst meinen mit der Gleichstellung der Geschlechter – auch in den eigenen Strukturen.
Nun werden auch Forderungen in den Reihen der FDP lauter, eine Frauenquote einzuführen. „Dass eine verbindliche Quote überfällig ist, zeigt nicht zuletzt die beispielhafte Zusammensetzung der FDP-Fraktion im Thüringer Landtag. Hier stehen der einzigen Frau, Franka Hitzing, sechs Männer gegenüber“, gibt Rothe-Beinlich zu bedenken.
„Die einzigartige Wirkung einer verbindlichen Quotierung besteht zudem darin, dass sie machtbewusste Männer dazu bringt, sich überhaupt nach Frauen umzuschauen, und zwar nicht, weil sie – wie Herr Ackermann unlängst meinte – alles so viel `farbiger und schöner´ machen. Vorstände und Aufsichtsräte werden nun mal von denjenigen berufen oder besetzt, die ohnehin schon Macht haben, und jemanden suchen, der genau dort ihrer Meinung nach hineinpasst. Und hier greift in der Regel das wohlbekannte Ähnlichkeitsprinzip – Männer benennen Männer“, erinnert die grüne Frauenpolitikerin.
„Aber unsere Erfahrungen haben uns auch gelehrt: Eine Quote alleine macht die Welt und auch uns selbst nicht zwingend besser. Tradierte Rollenbilder und diskriminierende Strukturen sind nach wie vor spürbar und stehen echter Gleichberechtigung und somit einer demokratischen Gesellschaft im Weg. Insofern ist die Quote ein richtiger und wichtiger Schritt, entlastet uns aber nicht davon, auch sonst alles für echte Gleichberechtigung zu tun“, schließt Rothe-Beinlich.