Zukunftsfähige Personalstrukturen an Thüringer Hochschulen in weiter Ferne

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Gestern fand die öffentliche Anhörung des Bildungsausschusses des Thüringer Landtages zur Situation der Beschäftigungsverhältnisse an Thüringer Hochschulen statt. Die Anhörung zeigte, dass die Thüringer Hochschulen unseren Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern kaum noch attraktive berufliche Perspektiven bieten. Dazu erklärt Astrid Rothe-Beinlich, hochschulpolitische Sprecherin der Thüringer Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: „Immer mehr wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Hochschulen müssen sich permanent befristeten und schlecht bezahlten Teilzeit-Verträgen beugen. Zukunftsfähige Personalstrukturen lassen sich so nicht aufbauen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt vielmehr, dass diese in weite Ferne rücken. Die ohnehin schon prekären Arbeitsverhältnisse an den Thüringer Hochschulen haben sich insbesondere in den letzten Jahren deutlich verschärft. Uns zeigt das, dass wir dringend die Grundfinanzierung der Thüringer Hochschulen verbessern müssen. Es kann nicht sein, dass für Daueraufgaben in der Lehre und Forschung nur noch Befristung und Teilzeit vorgesehen werden und sich unterhalb der ordentlichen Professur keinerlei Perspektiven mehr eröffnen.“ „Zwar wissen wir schon seit langem, dass es insbesondere Frauen in Thüringen im Hochschul- und Wissenschaftssystem schwer haben und diese strukturell benachteiligt werden. Passiert ist dennoch nicht wirklich etwas. Daher braucht es aus unserer Sicht endlich eine verpflichtende Frauenförderung an unseren Hochschulen. Zu lange schon wurde beim Thema Gleichstellung in der Wissenschaft auf die freiwillige Veränderung in den Organisationen vertraut. Hier sehen wir die Landesregierung in der Pflicht, auch über unverbindliche Ziel- und Leistungsvereinbarungen hinaus, wirksame Instrumente, wie zum Beispiel das Kaskadenmodell, zur Frauenförderung einzusetzen“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter. In der Anhörung wurde vor allem von Seiten der Studierenden, Personalrätinnen und Personalräte deutlich gemacht, dass es mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten seitens der Studierenden bedarf. „Es fehlt vor allem eine wirksame Personalvertretung für studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte an Hochschulen, da diese bislang vom Thüringer Personalvertretungsgesetz ausgeschlossen sind. Das ist nicht nur unverständlich, sondern auch nicht zeitgemäß. Ebenso wie die Tatsache, dass immer noch keine Drittelparität in den Hochschulgremien implementiert wurde, um eine wirksame Interessenvertretung sicherzustellen“, so die Grünenpolitikerin weiter. Auch die Frage, was uns Drittmittel eigentlich kosten, wurde intensiv diskutiert und kritisch hinterfragt. Die umfangreiche Anhörung müsste nun eigentlich zu einem Umdenken mit Blick auf die Beschäftigungsverhältnisse an den Hochschulen führen, so die bündnisgrüne Bildungspolitikerin. „Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist jedenfalls gespannt, ob und wie die Landesregierung mit den Ergebnissen der Anhörung umgeht“, so Rothe-Beinlich abschließend. Leider wohnten weder der zuständige Minister Matschie selbst noch der zuständige Staatssekretär, Prof. Deufel, der Anhörung bei.