Grüne fordern Stärkung von Alphabetisierungsprogrammen

(c) Bündnis 90 / Die Grünen
Deutschlandweit sind etwa 7,5 Millionen Menschen von funktionalem Analphabetismus betroffen. In Thüringen betrifft dies etwa 200.000 Menschen. Anlässlich des heute stattfindenden 3. Fachtages des thüringischen Volkshochschulverbandes zur Alphabetisierung und Grundbildung unter dem Motto „Wir brauchen jeden. Grundbildung in Thüringen stärken“ erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag: „Analphabetismus wird auch in Thüringen noch immer und zu oft unterschätzt. Das Problem ist nicht ausreichend im öffentlichen Bewusstsein verankert. Besonders die Erwachsenenbildung und die Volkshochschulen engagieren sich sehr in diesem Bereich. Eine Verdoppelung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Alphabetisierungskursen zwischen 2010 und 2012 ist ein deutliches Zeichen der guten Arbeit der Volkshochschulen. Allerdings sind die landesweit 450 Teilnehmenden im Jahr 2012 immer noch sehr wenig.“ Ein stärkeres Engagement des Landes ist notwendig. „Schon in den Haushaltsberatungen haben wir gefordert, die Landesmittel von derzeit 150.000 Euro deutlich anzuheben beziehungsweise zu verdoppeln. Thüringen kann es sich nicht leisten, zehn Prozent seiner Bevölkerung als funktionale Analphabetinnen und Analphabeten zu akzeptieren“, sagt Rothe-Beinlich. „Uns geht es darum, die Teilhabe der Betroffenen am gesellschaftlichen, sozialen und beruflichen Leben zu verbessern und dadurch deren Lebensqualität zu steigern.“ „Bisher ist es kaum gelungen, Unternehmen für das Thema zu sensibilisieren. Vorhandene Bedarfe werden oft nicht erkannt. Hier braucht es innovative Konzepte. Dabei denke ich zum Beispiel an Netzwerke von Unternehmen und Bildungseinrichtungen vor Ort im Sinne lokaler Bildungslandschaften. Vor allem müssen sich Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit deutlich stärker als bisher in die Alphabetisierung und Grundbildung einbringen.“ „Wir fordern zudem, dass Thüringen sich dafür einsetzt, dass Bund und Länder konsequent und vor allem dauerhaft gemeinsame Programme zur Bekämpfung des Analphabetismus schaffen. Für ein westliches Industrieland wie Deutschland sollte der Abbau von Bildungsbenachteiligung und Prävention ein Kernanliegen sein. Da viele funktionale Analphabeten berufstätig sind, braucht es außerdem wirksame Strategien, um diesen die Teilnahme an Alphabetisierungskursen zu ermöglichen. Hier setzt auch unser Bildungsfreistellungsgesetz an“, schließt Rothe-Beinlich, die ankündigt, hierzu im Oktober auch parlamentarisch aktiv zu werden.