
In Deutschland sind im Jahr 2010 rund 32 Prozent der Kinder durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Es steht außer Frage, dass ein Kaiserschnitt aus entsprechender medizinischer Indikation für Mutter und Kind eine lebensrettende Operation sein kann. Allerdings ist zu vermuten, dass es sich bei der Häufigkeit der Eingriffe nicht immer um eine medizinische Notwendigkeit handelt. Laut einer Kaiserschnittstudie der Gmünder Ersatzkasse (GEK) aus dem Jahr 2006 haben Ärztinnen und Ärzte einen maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung zum Kaiserschnitt und empfehlen bei 60 Prozent aller Kaiserschnitte diesen Weg der Geburt. Auf der anderen Seite empfehlen Hebammen und Entbindungshelfer Kaiserschnitte deutlich seltener (ca. 27 Prozent). Strukturelle, organisatorische oder auch ökonomische Gründe können mit dafür verantwortlich sein, dass die Kaiserschnittrate hierzulande in den letzten zwanzig Jahren bedeutend gestiegen ist - 1991 lag sie noch bei 15 Prozent. Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Häufigkeit von Kaiserschnitten medizinisch und ethisch nicht gerechtfertigt. Gefährlich ist dies vor allem für Mutter und Kind, denn ein Kaiserschnitt ohne strenge medizinische Indikation ist mit höheren Risiken verbunden als eine natürliche Geburt und kann zu kurz- und langfristigen physischen und psychischen Folgen bei Mutter und Kind führen.