Argumente von Massentierhaltungs-Befürwortern entkräften

Webseiten, Hochglanzbroschüren, Bauernhofidylle auf den Produktverpackungen: Die tatsächlichen Zustände in der Massentierhaltung werden gerne versteckt. Vielen Menschen ist deshalb gar nicht bewusst, dass überhaupt ein Problem besteht. Oder sie sind überzeugt, dass dies der einzige Weg ist, um unsere Ernährung zu sichern. Damit Sie bei der nächsten Diskussion mit einem Massentierhaltungs-Befürworter nicht sprachlos werden, liefern wir Ihnen ein paar gute Argumente zur Entkräftung der gängigen Thesen.


"Bauern sind um das Tierwohl besorgt und benutzen schon aus eigenem Interesse nur tierfreundliche Stallsysteme; denn nur so fühlen sich die Tiere gut und produzieren gewinnbringend."

Diese Aussage trifft auf die industrielle Nutztierhaltung nicht zu. Dort werden oft zehntausende Tiere aus Profitgründen in wenig arbeitsintensiven Massentierhaltungsanlagen gehalten – z. B. Legehennen in Käfigen oder Schweine auf Vollspaltenböden ohne Beschäftigungsmaterial. Ohne Betäubung werden Ferkeln die Schwänze kupiert, die Zähne geschliffen und die Hoden abgeschnitten. Dies geschieht, damit sich die Tiere auf engem Raum nicht gegenseitig verletzen. Bei artgerechter Tierhaltung mit geringeren Besatzdichten, genug Auslauf (auch nach draußen), Einstreu und Beschäftigungsmaterial würden die modernen Tierhaltungsprobleme wie Schwanzbeißen, Federpicken, Kannibalismus etc. von alleine verschwinden. In der industriellen Tierhaltung steht also nicht das Tierwohl, sondern die Massenproduktion im Fokus.


"Die Verbraucher wollen es so."

Diese Annahme wird wissenschaftlich mit dem psychologischen Phänomen der pluralistischen Ignoranz erklärt: Verbraucher und sogar Landwirte missbilligen prinzipiell die Zustände in der Tierhaltung, beruhigen sich jedoch damit, dass niemand etwas unternimmt und die Lage somit prinzipiell in Ordnung sein müsse. Beide Gruppen regen somit keine Änderungen an. Dieses Nichtstun wird wiederum von Politikern und Unternehmen so gedeutet, dass die Konsumenten mit den gängigen Praktiken einverstanden sind, wodurch sich der Kreis wieder schließt. Alle Beteiligten denken, dass alles in Ordnung wäre, weil niemand etwas unternimmt.


"Der Tierschutz in Deutschland wird sehr streng gehandhabt."

Dies ist nicht zwingend zutreffend. Einerseits werden das Tierschutzgesetz sowie entsprechende Verordnungen von den meisten Tierschutzorganisationen als unzureichend kritisiert, andererseits werden in der Massentierhaltung zum Teil geltende Gesetze gebrochen, wie z.B. das Verbot der routinemäßigen Amputationen, die ohne Betäubung durchgeführt werden.


"Die Haltungsbedingungen für die einzelnen Tiere haben sich durch den technischen Fortschritt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse ständig verbessert."

Technischer Fortschritt und wissenschaftliche Erkenntnisse werden vor allem genutzt, um die Kosten zu senken. Verschlechtert hat sich z. B. die Haltung von Masthühnern, denen jetzt noch weniger Platz zur Verfügung gestellt wird als früher. Nennenswerte Verbesserungen kommen vor allem durch den Druck von Tierschützerinnen und Tierschützern bzw. Verbraucherinnen und Verbrauchern zustande. Außerdem wird oft verschwiegen, dass die Überzüchtung der Tiere in den letzten Jahrzehnten immer weiter fortgeschritten ist und noch weiter fortschreiten soll – und diese wirkt sich in der Regel sehr negativ auf die Gesundheit der Tiere aus.


"Mit alternativen Haltungssystemen können nicht genug Lebensmittel erzeugt werden."

Bei den Themen Ernährung und Hungerbekämpfung steht schon lange fest: Es besteht nicht ein Problem der Erzeugung, sondern der Verteilung. Tatsächlich werden in den Industrieländern große Mengen an Nahrungsmitteln ungenutzt vernichtet. Auf der anderen Seite werden fast ein Drittel des weltweit angebauten Getreides und 80 Prozent der weltweiten Sojaernte verwendet, um Nutztiere zu mästen. Durch die Massentierhaltung in Deutschland werden große Mengen pflanzlicher Nahrungsmittel als Viehfutter importiert. Aus zehn Pflanzenkalorien wird dann eine tierische Kalorie produziert. Würden weniger Tiere zur Fleischproduktion gehalten, stünde insgesamt mehr Fläche zur Verfügung, die unter dem Strich größere Mengen an Lebensmitteln hervorbringen könnte. 


"Die Fleischproduzenten unterliegen strengen und häufigen Kontrollen."

Veterinärämter und das selbst geschaffene QS-System kontrollieren nur etwa ein Drittel aller Betriebe pro Jahr. Im Umkehrschluss heißt das, dass die einzelnen Betriebe im Schnitt nur ca. alle drei Jahre kontrolliert werden – und das auch noch in aller Regel vorangekündigt.

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Vielen Dank an PROVIEH e.V . sowie die Albert-Schweitzer-Stiftung, deren Material wir hier zum Teil als Vorlage verwendet haben.

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